Bericht: Seminar zu Leistungsdruck im Studium, 04.-06.01.2013 in Nürnberg

Ziel des Seminars
Immer höhere Anforderungen, steigender Leistungs- und Zeitdruck führen an Universitäten immer häufiger zu psychischen Erkrankungen und Überlastung. Lernen ohne Druck ist Studierenden in Bachelor- und Masterstudiengängen unbekannt, jede Leistung zählt. Bei denjenigen, die neben dem Studium noch arbeiten müssen, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, ist die Belastung noch größer. Der Bedarf nach psychischer Beratung und professioneller Hilfe steigt. Das Seminar hatte zum Ziel, Belastungen und ihre Folgen zu identifizieren. Dafür sollte den Teilnehmer*innen grundlegendes Wissen über psychische, stressbedingte Erkrankungen vermittelt werden. In einem zweiten Schritt sollten Methoden vermittelt werden, um Stress leichter zu erkennen und frühzeitig gegenzusteuern. Die Teilnehmer*innen sollten mit dabei insbesondere mit den Möglichkeiten präventiver Maßnahmen an ihrer Hochschule vertraut gemacht werden. Um die Lernergebnisse des Seminars an die Universitäten zu tragen, sollte ein kurzes Positionspapier erarbeitet werden, um andere Studierende auf das Problemfeld aufmerksam zu machen.

Verlauf des Seminars
Das Seminar fand von Freitag, den 04. Januar bis Sonntag, den 6. Januar 2013 in Nürnberg statt. Am Freitagabend stellten sich alle Teilnehmer*innen vor. Das Programm wurde erläutert und die unterschiedlichen Erwartungen der Teilnehmer*innen abgefragt. Hierbei wurde klar, dass ganz unterschiedliche Motivationen für die Entscheidung nach Nürnberg zu fahren, ausschlaggebend waren. Manche waren direkt oder indirekt bereits von psychischer Belastung betroffen und wollten lernen, wie sie mit dem Druck im Studium bei gleichzeitigen Schwierigkeiten der Finanzierung des Studiums umgehen können und welche Hilfe es gibt. Andere waren an Maßnahmen interessiert, die sie an ihrer Hochschule organisieren können um neuen Studierenden präventiv zu sensibilisieren und ihnen zu helfen, die psychischen Belastungen in ihrem Studium möglichst gering zu halten. Abends wurde mit einer Präsentation von Fakten und statistischen Daten in das Thema eingeführt. Erstaunen löste aus zu sehen, wie weit Depressionen tatsächlich verbreitet sind. Eine erste Einführung in das Thema gab Jan-Peter Jannack. In seinem Einführungsvortrag versuchte er, normale Stimmungsschwankungen von den medizinischen Erkrankungen Burn-Out und Depression abzugrenzen. Auch gab er einen Überblick über die Anzahl an Betroffenen an deutschen Hochschulen und beschrieb die zunehmende Sensibilität auch von Seiten der Hochschulen, Studierende mit diesen Problemen zu unterstützen und Beratungsangebote bereit zu stellen. Die Teilnehmer*innen hörten interessiert zu und stellten nach Ende des Vortrags viele Rückfragen zum Thema.
Am Samstag, den 05. Januar begann der Tag mit einem Erfahrungsaustausch, in dem die Teilnehmer*innen von ihrer Hochschule berichteten, welche Rolle Leistungsdruck und Prüfungs-angst spielt. Dabei wurden die verschiedenen Studiengänge der Teilnehmer*innen verglichen. Der Austausch wurde moderiert von Amelie Joanni. Die individuellen Erfahrungen wurden, nach einer kurzen Pause, im Vortrag über den Umgang mit Stress- und Angstsituationen von Gregor Dutz aufgegriffen. Er unterschied verschiedene Reaktionsmuster auf Stresssituationen und gab Hin-weise, wie Studierende sich einen Freiraum zum Durchatmen schaffen können. Am Nachmittag setzte er seinen Workshop mit praktischen Übungen fort. Gregor Dutz erläuterte zwei einfache Entspannungsübungen, die er den Teilnehmer*innen mitgeben wollte. Im zweiten Teil des Workshops hatten die Teilnehmer*innen Gelegenheit, individuell ihren Wochenplan aufzuzeichnen und konkret zu überlegen, ob sie ihre Arbeitsbelastung im Verhältnis zur Freizeitgestaltung als ausgewogen wahrnehmen und wo sie sich größere Freiräume nehmen könnten. Jan-Peter Jannack knüpfte mit seinem zweiten Workshop daran an, in dem er die Wünsche der Teilnehmer*innen aufgriff und gemeinsam überlegte, wie Universitäten, Lehre und Prüfungs-belastungen gestaltet werden sollte, um eine Überlastung zu verhindern. Der Workshop begann mit einem Austausch, in dem die Teilnehmer*innen gemeinsam ihre Ideen und Vorschläge sammelten. Anschließend gab Jan-Peter Jannack einen Überblick über die Angebote des Deutschen Studentenwerks und verschiedene Modellprojekte an einzelnen Universitäten.
Nach dem Abendessen wurden in einem Plenum die Ergebnisse dargestellt und besprochen, die Diskussion leitete Amelie Joanni.

Am Sonntag wurden die erarbeiteten Ergebnisse zusammengefasst und aus ihnen ein Positionspapier erarbeitet. Das Seminar endete um 14 Uhr mit einer Evaluation. Die Teilnehmer*innen beurteilten das Seminar als sehr gut und wollen sich weiter in dem Bereich engagieren und zur Besserung an ihrer Hochschule beitragen.

Ergebnisse des Seminars
Die Teilnehmer haben über einen Erfahrungsaustausch, Gruppenarbeit und verschiedener Referate häufig bei jungen Menschen auftretende psychische Erkrankungen, deren Symptome und Ursachen kennengelernt. Sie wurden für die Problematik sensibilisiert und lernten, ihre eigenen Schwierigkeiten zu thematisieren und konstruktiv damit umzugehen, ohne sich selbst als „Versager“ wahrzunehmen. Sie lernten einerseits, dass Prävention bei ihnen selbst beginnt und setzten sich damit auseinander, inwieweit sie selbst darauf achten müssen, Arbeit und Freizeit, Leistungsdruck und Entspannung auszubalancieren. Andererseits wurden Möglichkeiten der Veränderung und Verbesserung an Hochschulen thematisiert. Dabei gab der Referent des Deutschen Studentenwerks Auskunft über Problemfelder und Angebote der Universitäten und des Studentenwerks Gleichzeitig wurden die Teilnehmer*innen dazu angeleitet, selbst über Möglich-keiten der Stressreduzierung im Rahmen des Universitätsstudiums nachzudenken. Die dabei erarbeiteten Vorschläge wurden in einem kurzen Positionspapier zusammengefasst.

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